Opera Impura
Beschreibung
Stephan Sebastian Schmidt
Opera Impura. Formen engagierter Oper in England
ISBN 978-3-88476-503-6, ISBN 3-88476-503-5, 276 S., kt., € 29,00 (2002)
(Schriftenreihe Literaturwissenschaft, Bd. 58)
In der musik- und literaturwissenschaftlichen Studie Opera Impura wird eine englische Opernform untersucht, in welcher Text und Musik in den Dienst einer außerästhetischen, gesellschaftskritischen Aufgabe gestellt werden. Das Delectare spielt in dieser besonderen Opernform eine wichtige Rolle, das Prodesse macht jedoch das eigentliche Ziel der Kunstausübung aus. Von Bedeutung ist dabei, daß dem Libretto ein besonderes Schwergewicht verliehen wird.
An exemplarisch ausgesuchten Werken werden verschiedene Formen engagierter Oper in England beleuchtet: Seinen Ursprung hat dieses Musiktheater in John Gays Beggar's Opera von 1728. Es wird belegt, daß eine gesellschaftskritische Grundintention nicht gleichbedeutend sein muß mit exklusiver Formensprache, wie sie in der zeitgleich entstandenen opera seria angewandt wurde. Die charakteristischste Ausformung erfährt die Gattung in den spätviktorianischen Savoy Opern Gilbert und Sullivans. Es wird erörtert, wieso sich die Comic Operas in England etablieren konnten, obwohl Kunst, die Vergnügen bereitete, für den puritanischen Viktorianer Sünde war. In der Auseinandersetzung mit Ralph Vaughan Williams' Poisoned Kiss, in dem erfolglos versucht wird, die Tradition der Savoy Oper wiederzubeleben, werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den Comic Operas Gilbert und Sullivans herausgearbeitet und die Gründe für das Scheitern an dieser Gattung aufgezeigt. Schließlich wird veranschaulicht, wie in den beiden Opern We Come to the River und The English Cat von Edward Bond und Hans Werner Henze die 'didaktische Gattung' Opera Impura in politische und schrille Propaganda umschlägt.