Niccolò Tommaseos historische Erzählungen

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Beschreibung


Hans Grote

Niccolò Tommaseos historische Erzählungen. Transversale Konstellationen zwischen Romantik und Moderne

ISBN 978-3-88476-411-4, ISBN 3-88476-411-X, 166 S., kt., € 21,50 (2000)

(LIR - Literatur, Imagination, Realität, Bd. 25)


Die Arbeit geht der Frage nach, ob sich für die italienische Literaturgeschichte ein Phänomen ausmachen läßt, das der von Hans Robert Jauß für andere westeuropäische Literaturen beschriebenen 'Julirevolution der Literatur' entspricht. Dazu werden in einem ersten Schritt die philosophischen Voraussetzungen (Hegel) des Konzepts dargestellt sowie seine Anwendbarkeit an Beispieltexten aus der französischen (Stendhal) und deutschen (Heine) Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts demonstriert. Der Blick nach Italien erweist, daß sowohl die Rezeption der philosophischen Grundlagen als auch ihre literaturästhetische Anverwandlung dort unter gänzlich anderen Bedingungen erfolgen. Dieser Befund erhärtet sich des weiteren angesichts der begriffsgeschichtlich hergeleiteten Beobachtung, daß das Wortfeld "moderno" in der die 'Polemica sul romanticismo' abschließenden literarischen Kritik in Italien semantisch im Sinne des Konzepts einer im Wandel begriffenen Ästhetik kaum entfaltet ist. Einzig in den Beiträgen Niccolò Tommaseos lassen sich erste Spuren einer solchen Bedeutungsanreicherung ausmachen. Daher konzentrieren sich die Textanalysen auf die historischen Erzählungen Tommaseos. Aufgrund der literarischen Anverwandlung der Folgen des Wahrnehmungswandels in Richtung auf eine 'Abstraktion des Sehens' – was sich u.a. in einer eigenwilligen Fragmentierungs- und Montagetechnik niederschlägt – , aber auch wegen der zwischen illuministischen Sprachresiduen, romantischen Themen und modernen Verfahren oszillierenden besonderen ästhetischen Spannung lassen sie sich nicht in gängige literaturgeschichtliche Ordnungssysteme einfügen. Die an den Texten aufgezeigten Gleichzeitigkeiten des Ungleichzeitigen sind mit den Begrifflichkeiten der 'Julirevolution der Literatur' nicht erschöpfend erfaßbar, weshalb diese sich als für die italienische Literaturgeschichtsschreibung untauglich erweisen. Unter Rekurs auf das philosophische Konzept der 'Transversalität' (Welsch) wird ein literaturgeschichtlicher Theorieansatz skizziert, der unter ästhetischen Gesichtspunkten versucht, das Phänomen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zu fassen.