Licht-Blick: Paulinus Nolanus, carm. 23
Beschreibung
Beate Surmann
Licht-Blick: Paulinus Nolanus, carm. 23. Edition, Übersetzung, Kommentar
ISBN 978-3-88476-738-2, ISBN 3-88476-738-0, 432 S., geb., € 54,50 (2005)
(BAC - Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, Bd. 64)
Nachtigallengesang, Exorzismen, ein Haken im Auge: Aus diesem Stoff fertigt der christliche Dichter Paulinus von Nola um das Jahr 400 carmen 23, ein Natalicium zum Todestag seines Patrons, des hl. Felix. Das siebte in der Reihe seiner Geburtstagsgedichte für den Confessor aus dem 3. Jh. umfaßt 335 katalektische daktylische Hexameter. In dreifacher Variation behandelt es das Thema, wie sich Gott am Heiligenfest beim Felixgrab spürbar um die Menschen sorgt. Es geht also um Heilungswunder. Im Zentrum steht gleichsam ein "Gruselthriller mit Happy-End": Paulinus schildert den Unfall eines Mönchs, der sich an einem Lampenhaken das Auge verletzte, sowie dessen Rettung. Die Beschäftigung mit Exorzismen am Heiligengrab eröffnet zuvor einen Verständnishorizont für die Hauptnarratio und gibt dann deren Deutungskriterien vor. Aber auch für seine Person sieht der Dichter Gottes heilende Hilfe. Denn das gnadenhafte Handeln Christi, das Felix vermittelt, rettet die leibliche wie geistige Sehkraft der Gläubigen. So kann Paulinus mit Inspiration durch den Gottessohn seine geistige Erleuchtung preisen. Bei der Verbindung der drei Bereiche spielen die Motive "Licht", "Sehen" und "Erkenntnis" (lumen) eine zentrale Rolle. Auch dem Publikum erschließen die Blindenheilungen die Hoffnungsperspektive, einen "Lichtblick" auf Gottes Gnadenhandeln. Die Studie klärt zunächst die Frage der literarischen Form. Auf die Neuedition und erste deutsche Übersetzung folgt in drei Schritten die Kommentierung des Gedichts: Die Strukturanalyse bietet eine schematische Disposition und weist die Einheitlichkeit des carmen 23 nach. Ein Stichwortkommentar behandelt Grundprobleme des Textverständnisses. Die folgende Interpretation beschäftigt sich in fünf großen Abschnitten Vers für Vers mit dem Gedicht. Vor dem Hintergrund sowohl der klassischen Poesie als auch der christlichen Überlieferungen wird gezeigt, wie Paulinus als Christ pagane Dichtkunst für seine Religion nutzt und praktiziert.
Pressestimme
"Abgerundet wird der gute Gesamteindruck der Arbeit durch das ansprechende Druckbild. Eine lohnende Lektüre."
Nils Rücker, Mittellateinisches Jahrbuch 42.1 (2007)