"Know Thine Own Meaning" – Menschenbild und Selbstentwurf in Shakespeares Romanzen

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Beschreibung


Matthias H. Henkel

"Know Thine Own Meaning" – Menschenbild und Selbstentwurf in Shakespeares Romanzen. Zur Idee der Autonomie des Individuums in der Literatur der Renaissance

ISBN 978-3-88476-275-2, ISBN 3-88476-275-3, 250 S., kt., € 25,50 (1997)


"Know Thine Own Meaning" – so lautet die Formulierung des in der platonischen Renaissance gültigen Imperativs cognosce teipsum bei Shakespeare. Die Suche nach Selbsterkenntnis als Voraussetzung für Erkenntnis und Autonomie ist dem Menschen mit der Rätselhaftigkeit seiner eigenen Existenz aufgegeben. Selbsterkenntnis und -bestimmung sind in der Philosophie der Renaissance auf das engste miteinander verknüpft. Shakespeares Romanzen können aufgefaßt werden als Auseinandersetzungen des Dichters mit der Frage nach der Sinnhaftigkeit menschlicher Existenz überhaupt. Der Selbstentwurf des Menschen, in der Philosophie der Humanisten wie im Drama, ist gebunden an das jeweilige prästabilierte Menschenbild; die Idee der Autonomie des Individuums, bei Pico della Mirandola zum proprium des Menschen avanciert, ist etwa bei Montaigne in ironisierter Weise verwiesen auf die Naturhaftigkeit und Gebrochenheit menschlicher Existenz. Zwischen diesen Positionen eröffnet sich das Feld, auf dem Shakespeares zentrale Romanzenfiguren ihren Weg von anfänglicher Fremd- zu letztlicher Selbstbestimmung beschreiten. Nicht immer sind es Wissen und Bildung, die den Menschen zur Erkenntnis seiner selbst befähigen; ebenso häufig sind es elementare Erfahrungen des Mit-Leidens, der Güte und der Liebe, die eine Miranda, Perdita oder Imogen, einen Florizel oder Posthumus zu sich selbst finden lassen. Es sind die Fragestellungen einer säkularisierten, weltlich verstandenen Anthropologie nach der conditio humana, die in den Romanzen Shakespeares für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Menschen fruchtbar gemacht werden. Als möglicher Sinnentwurf ist Kunst einer jeden Epoche, in den Worten Ernst Cassirers, "einer der Wege zu einer Deutung und Gestaltung des Seins und des menschlichen Lebens. Sie ist nicht Abbildung, sondern Entdeckung von Wirklichkeiten."