Folkloreforschung in Deutschland und Großbritannien im 19. Jahrhundert
Beschreibung
Daniela Happel
Folkloreforschung in Deutschland und Großbritannien im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur internationalen Wissenschaftsgeschichte
ISBN 978-3-88476-148-9, ISBN 3-88476-148-X, 198 S., kt., € 21,50 (1995)
(SALS - Studies in Anglophone Literatures, Bd. 5)
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin macht die Folkloreforschung in Großbritannien erstmals als eigenständiges Fachgebiet auf sich aufmerksam. Noch einige Jahrzehnte später wird sie in Deutschland gegenüber der eigenen national gerichteten Volkskunde ausgegrenzt und als "dilettantisches Vergnügen der Herren Engländer" verachtet – obwohl die Vorgeschichte des Faches eine völlig gegenteilige Entwicklung erhoffen ließ. Die vorliegende Studie verfolgt diese Vorgeschichte von der Herauslösung aus den allgemeinen Altertumswissenschaften im Gefolge der Romantik bis hin zur Disziplinbildung und untersucht dabei jene Rahmenbedingungen, die Forschung und Erkenntnisaustausch überhaupt gestatten. Neben dem politischen und gesellschaftlichen Umfeld sind dies die konkreten Möglichkeiten einer Beförderung von Mitteilungen genauso wie unterschiedlich gut geeignete Organisationsformen der wissenschaftlichen Arbeit und, in unerwartetem Ausmaß, die Persönlichkeitsstruktur der Beteiligten. Die großen Unterschiede in Vorgeschichte und Rahmenbedingungen der Forschung erschwerten die Verständigung zwischen Forschern in Deutschland und Großbritannien derart, daß eine eigenständige und unabhängige Entwicklung des Faches in beiden Ländern trotz aller Bemühungen um Kontakte zwangsläufig war. Fallbeispiele aus den Kontakten der Brüder Grimm mit Forschern wie Walter Scott, Thomas Crofton Croker und John Mitchell Kemble illustrieren diese Gegensätze in den Ansichten über Forschungsmethoden und Inhalte, verdeutlichen aber auch den letztlich geringen Einfluß einzelner Forscherpersönlichkeiten auf den Entstehungsprozeß eines wissenschaftlichen Faches.