Authentisierungsstrategien im Dokumentarfilm

28,00 €
inkl. MwSt., zzgl. Versand

Beschreibung


Monika Beyerle

Authentisierungsstrategien im Dokumentarfilm: Das amerikanische Direct Cinema der 60er Jahre

ISBN 978-3-88476-257-8, ISBN 3-88476-257-5, 260 S., kt., € 28,00 (1997)

(Crossroads - Studies in American Culture, Bd. 14)


Das amerikanische Direct Cinema der 60er Jahre, das nicht nur gegen Hollywood, sondern auch gegen den traditionellen Dokumentarfilm opponierte, bewirkte eine grundlegende, sehr weitreichende Revitalisierung des Dokumentarfilmschaffens. Darüber hinaus erzeugte es eine beispiellose Euphorie und revolutionäre Aufbruchstimmung, die für einen kurzen Zeitraum das Gefühl eines völligen Neuanfangs des Films aufkommen ließ. Diese besondere Aura erklärt sich unter anderem daraus, daß hier eine grundlegende technische Neuerung mit einem spezifischen ästhetischen, im engen Sinne realistischen Programm gekoppelt wurde, das darauf abzielte, den kinematischen Abbildcharakter zu betonen, Aspekte des Realen in die filmische Struktur zu integrieren. Aus dieser programmatischen Vorgabe leiteten die Filmemacher besondere Authentizitäts- und Wahrheitsansprüche für ihre Werke ab. Die vorliegende Untersuchung zeigt, daß diese überzogenen Ansprüche, aber auch die besondere Position, die das Direct Cinema nicht nur in der Dokumentarfilmgeschichte, sondern auch in der theoretischen Diskussion einnimmt, eine nüchterne, unvoreingenommene Rezeption und Einschätzung dieser einflußreichen Bewegung bis in die Gegenwart erschweren. Durch eine systematische Analyse der Authentisierungsstrategien des Direct Cinema auf der Basis der konkreten filmischen Texte möchte die Autorin einen Beitrag zur Korrektur dieses verzerrten Bildes leisten. Die Arbeit konzentriert sich auf den von Robert Drew geprägten Ansatz, der von mehreren Personen getragen wurde, die mit der Zeit individuelle Auffassungen der Methode entwickelten. Über einen Rückblick auf die traditionelle Theoriebildung, der jüngste theoretische Erkenntnisse einbezieht, durch die sich die herkömmliche Verankerung des Dokumentarischen im Spannungsfeld zwischen Spielfilm und äußerer Wirklichkeit sprengen läßt, beleuchtet die Arbeit zunächst die Grundlage der erhobenen Authentizitätsansprüche. Im Anschluß daran wird das komplexe, zwischen Anlehnung und Differenz changierende Verhältnis von Dokumentar- und Spielfilm genauer ausgelotet. Nach einer Schilderung der Entwicklungsgeschichte des Drewschen Ansatzes steht dann die systematische Darstellung der Authentisierungsstrategien selbst im Mittelpunkt, über die sich die latente "master narrative" des Ansatzes, die in den exemplarischen Filmanalysen in unterschiedlicher Form zum Ausdruck kommt, allmählich herausdestilliert.