Virgilius redivivus
Beschreibung
Lorenzo di Maggio
Virgilius redivivus. Einführung, Kommentar und Übersetzung zu Virgilius Maro Grammaticus
ISBN 978-3-86821-881-7, 556 S., kt., € 63,50 (2021)
(BAC - Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, Bd. 107)
Die Epitomae und Epistolae des Virgilius Maro, genannt 'Grammaticus', aus dem 7. Jh. gehören zu den unverständlichsten Texten des lateinischen Mittelalters. Seit der Wiederentdeckung der Schriften durch Angelo Mai vor rund 200 Jahren wird darüber gerätselt, ob das Ganze purer Nonsens, eine verkappte Parodie auf die Schultradition oder ein verschlüsselter Text ist, der unter dem Deckmantel der Komik ernsthafte Inhalte vermitteln soll. Auf den ersten Blick entsprechen jene Traktate in vieler Hinsicht den klassischen Artes des Aelius Donatus, dem grammatischen Standardwerk der Spätantike und des Mittelalters. Bei genauerer Betrachtung enthalten sie jedoch unzählige Kuriositäten, die bei vielen Leserinnen und Lesern für chronisches Naserümpfen gesorgt haben – alternative Latinitäten, fiktive Gelehrte, falsche Zitate, merkwürdige Theorien sowie skurrile Anekdoten über militante Sprachlehrer, die wochenlang über grammatische Feinheiten debattierten. Die Grammatik des Virgilius ist damit nicht nur das merkwürdigste, sondern auch das unterhaltsamste Lehrbuch des Lateinischen.
Dieses Buch bietet eine Aufarbeitung der Forschungstradition, eine deutsche Übersetzung und den ersten philologischen Kommentar, der den Text sprachlich und inhaltlich erläutert. In einem separaten Analyseteil wird außerdem eine neue Gesamtinterpretation vorgelegt, welche verschiedene Aspekte der Parodie freilegt, indem sie das Werk in die spätantike und frühmittelalterliche Grammatikographie einordnet. Im Zentrum der Analyse steht dabei die Autorfigur, die als selbsternannter Virgilius redivivus die jahrhundertelange Tradition der Dichterkommentierung auf den Kopf stellt. Als verdrehter Wiedergänger Vergils entwirft er mit dem Instrumentarium des Grammatikers ein sprachliches Paralleluniversum, einen Meta-Kommentar zur grammatischen Tradition, der auf dem schmalen Grat zwischen Lehrbuch und literarischem Text seine Leserinnen und Leser an der Nase herumführt.
Buchvorschau / Inhaltsverzeichnis (pdf)
Pressestimmen
"Ohne große Gefahr darf selbst der Unberufene mutmaßen, daß er einen Meilenstein der Virgilius-Forschung in Händen hält und daß 'das wohl sonderlichste grammatische Werk, das die lateinische Welt je gesehen hat', offenkundig einen sympathisch-bewundernswerten Anwalt gefunden hat, der die Gratwanderung auf sich nahm, 'das Erklärbare zu erklären, ohne der Versuchung zu erliegen, auch aus labyrinthischen Sinnsprüchen oder dem trüben Teich virgilischer Regeln irgendeine tiefere Bedeutung herausfischen zu wollen, welche die Komik gelehrten Unsinns übersteigen würde'."
Friedemann Weitz, Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft (2021)
"If ever an author needed explanation, Virgilius Maro is it. Until now, however, he has only been translated into a modern language once and has never received a full commentary. In the present volume Lorenzo di Maggio has taken on the twin tasks of translation and explanation of this truly impossible text; he deserves admiration both for his bravery and for considerable accomplishment."
James E.G. Zetzel, Bryn Mawr Classical Review (2022)