Vergangenheitsobsessionen

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Beschreibung


Christoph Henke

Vergangenheitsobsessionen: Geschichte und Gedächtnis im Erzählwerk von Julian Barnes

ISBN 978-3-88476-480-0, ISBN 3-88476-480-2, 326 S., kt., € 29,00 (2001)

(LIR - Literatur, Imagination, Realität, Bd. 27)


Julian Barnes gilt als einer der vielseitigsten und facettenreichsten Romanciers der englischen Gegenwartsliteratur. Besonderer Erfolg beim literaturkritischen wie auch übrigen Lesepublikum wurde ihm durch seine Romane Flaubert's Parrot (1984) und A History of the World in 10 ½ Chapters (1989) zuteil, die dem Schriftsteller eine Verbreitung seiner Werke in über zwanzig Sprachen sicherten und zugleich den Ruf eines postmodernen Autors mit einer Vorliebe fürs gemäßigte und somit leserfreundliche Romanexperiment einbrachten. Über eine pauschale Zuordnung zur literarischen Postmoderne hinaus läßt sich in den neun bisher vorliegenden Romanen sowie den zahlreichen Kurzgeschichten des Autors eine durchgängige Beschäftigung mit der Vergangenheit feststellen. Diese Vergangenheitsobsessionen in den Barnesschen Fiktionen werden dabei weniger von der Auseinandersetzung mit konkreten real-historischen Ereignissen gespeist, sondern vielmehr von der wiederkehrenden Frage, wie (un)zuverlässig die menschliche Repräsentation der Vergangenheit durch Geschichte und Gedächtnis sowie die sich daraus ableitende individuelle Identitätsbildung sind. Barnes' Texte vermitteln hier einen ironischen Skeptizismus gegenüber der Erkennbarkeit der Vergangenheit, der sich häufig als selbstreflexives Spiel mit den Grenzen von Literatur- und Geschichtsschreibung, von Fiktion und Realität inszeniert.
Diese Studie analysiert Barnes' Erzähltexte vor dem skizzierten Problemhorizont und schließt damit eine Lücke, die die bisher weitgehend ausgebliebene literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit seinem Gesamtwerk darstellte. Als Referenzstudie zu Julian Barnes intendiert, bietet diese Monographie einen Kompromiß zwischen einzelwerkorientierten Textanalysen und einer systematischen Konzentration auf literatur- und kulturwissenschaftliche Aspekte des Vergangenheitsbezugs. So richtet sie sich gleichermaßen an Studierende und Lehrende der englische Gegenwartsliteratur wie auch an eine kulturwissenschaftlich und/oder an Barnes' Texten allgemein interessierte Leserschaft.