Politische Straßenballaden im Zeitalter der Englischen Revolution (1640-1660)
Beschreibung
Susanne Spekat
Politische Straßenballaden im Zeitalter der Englischen Revolution (1640-1660): Eine kulturwissenschaftliche Untersuchung ihrer historisch-politischen, literatur- und mentalitätsgeschichtlichen Bedeutung
ISBN 978-3-88476-578-4, ISBN 3-88476-578-7, 554 S., kt., € 70,00 (2003)
(ELCH - Studies in English Literary and Cultural History, Bd. 12)
Politische Straßenballaden aus dem Zeitalter der Englischen Revolution sind bisher weder von Publizistik, Literaturgeschichte und -wissenschaft noch Geschichtswissenschaft ausgiebig erforscht worden. Wie unbegründet diese Mißachtung ist, zeigt die vorliegende, kulturwissenschaftlich orientierte Untersuchung, die zusätzlich zu den inhaltlichen und formalen Merkmalen der Texte ihre historisch-politischen und kulturellen Implikationen analysiert. Die Balladen werden dabei als Träger zeit- und kulturspezifischer Bedeutungen interpretiert, die Auskunft über Wirklichkeitskonstrukte und andere mentale Bestandteile der Kultur der Revolutionszeit geben. Durch eine Resituierung der politischen Straßenballaden in ihren Entstehungskontext werden die vielfältigen Bezüge der Texte zu zeitgenössischen soziopolitischen und kulturellen Erscheinungen sichtbar gemacht: Die Balladen nahmen mit literarischen Mitteln Stellung zum Bürgerkriegsgeschehen und wurden selbst zu einem integrativen Bestandteil der revolutionären Entwicklung. Als eines der ersten Massenmedien der englischen Publizistik lösten die Straßenballaden der Revolutionszeit – zusammen mit Zeitung und Pamphletliteratur – eine Nachrichten,revolution‘ aus, in deren Folge erstmals eine politische Öffentlichkeit in Großbritannien entstand. Wie alle literarischen Texte verarbeiteten sie das kulturelle Wissen ihrer Entstehungszeit und waren gleichzeitig – durch die Sprache – am Prozeß der kulturellen Selbstauslegung beteiligt. Um das in ihnen gespeicherte kulturelle Wissen zu analysieren, werden mentalitätsgeschichtliches Erkenntnisinteresse und literaturwissenschaftliche Balladenanalyse miteinander kombiniert. Aus mentalitätsgeschichtlicher Sicht erweisen sich insbesondere die in den Balladen enthaltenen Kollektivvorstellungen – suggestive Bilder und Stereotypen, die auch außerhalb literarischer Texte weit verbreitet sind – als aussagekräftige Quellen über zeitgenössische Einstellungen zu den soziopolitischen Umwälzungsprozessen und über Selbst- und Fremdbilder von Zeitgenossen der Revolution. Vervollständigt wird die Untersuchung durch eine poetologische Analyse der Gattung, die ihre Formenvielfalt demonstriert und gattungsspezifische Darstellungsverfahren vorstellt. Dabei findet auch die nichtsprachliche Informationsvergabe durch Melodieangaben und Holzschnittillustrationen Berücksichtigung, die die Texte für analphabete Rezipienten zugänglich machte.