Hollywoodkino nach 9/11
Beschreibung
Antje Tober
Hollywoodkino nach 9/11. Das Neuverhandeln von gender im Kontext von Familie
ISBN 978-3-86821-345-4, 172 S., kt., € 21,00 (2011)
(CHAT - Chemnitzer Anglistik/Amerikanistik Today, Bd. 2)
Die Ereignisse vom 11. September 2001 lösten in den USA ein nationales Trauma aus. Vor den Augen der Welt griffen Terroristen mit den von ihnen entführten Flugzeugen nicht nur bedeutende Gebäude in New York und Washington an, sondern auch das amerikanische Wertesystem und die Nation als solche. Neben der in kürzester Zeit lancierten außenpolitischen Machtdemonstration der USA mit militärischen Gegenschlägen in Afghanistan und dem Irak war eine Abschottung nach innen zu beobachten, die einem Rückzug in die kleinste gesellschaftliche Einheit, die Familie, gleichkam und mit einem konservativen Wertewandel einherging. Auch das Hollywoodkino reagierte auf die geänderte sozio-politische Situation in den USA, die mit dem Schlagwort „New Traditionalism“ überschrieben werden kann. Als erzählendes Medium bot es eine Plattform für die narrative Verarbeitung des erlittenen Traumas. Die Familie war dabei ein amerikanischer Wert, auf den das Hollywoodkino – unter Rückgriff auf Mütter und Väter – wieder verstärkt Bezug nahm. Das vorliegende Buch befasst sich mit der filmischen Repräsentation von Müttern und Vätern, wie sie nach dem 11. September im Hollywoodkino zu beobachten war. In Vorbereitung der Filmanalysen wird zunächst der Problemhorizont skizziert, der Stellenwert von kritischer Theorie im Zuge von 9/11 bestimmt und der theoretische Zusammenhang von Nation und Familie hergestellt. Die beiden Analysekapitel bestehen aus dem close reading von jeweils vier spezifischen Mutter- und Vaterdiskursen, die eine Typologie bilden und sich in jeweils verschiedenen Genres wiederfinden. Pro Typ werden 3-5 Filme analysiert. So findet sich zum Beispiel der Typ der „Kämpfenden Mutter“ in Filmen wie Panic Room (2002) und Flightplan (2005) wieder. Väter, die ihr Kind und dabei die ganze Welt retten, sind in War of the Worlds (2005) und I Am Legend (2007) vertreten. Ein Jahrzehnt nach dem 11. September 2001 bietet die hier vorliegende Studie einen kleinen Ausschnitt aus der unmittelbar im Anschluss eingesetzten Sinnstiftung der Katastrophe durch das Medium Film. Dabei wird deutlich, dass die Kategorien „Mutter“ und „Vater“ für patriotische Zwecke von kommerziell extrem erfolgreichen Filmen verstärkt mit der Idee eines biologischen Determinismus verknüpft werden. Differenziertere Betrachtungsweisen fanden sich dagegen nur in wenigen Nischenfilmen, die teils nur einen eingeschränkten Rezipientenkreis erreichten. Eine kritische Bewertung dieses neuen Traditionalismus durch den Hollywoodfilm findet daher fast nicht statt; am Ende der Filme ist die Ordnung stets wieder hergestellt.
Buchvorschau / Inhaltsverzeichnis (pdf)