Heinrich Bölls ‚Poesie des Geldes‘
Beschreibung
Simela Delianidou
Heinrich Bölls ‚Poesie des Geldes‘. Geld und Gaben in ausgewählten Romanen
ISBN 978-3-98940-063-4, 234 S., kt., € 33,50 (2025)
Heinrich Böll hinterlässt – wie diese kulturkritische, ökonomisch reflektierte Studie demonstriert – mit seinen frühen Romanen Der Engel schwieg (1949-1951/1992), Billard um halb zehn (1959) und Ansichten eines Clowns (1963) eine ‚Poesie des Geldes‘, die an eine religiöse, mithin urchristliche ‚Ästhetik des Humanen‘ anknüpft. Er stellt in diesen Texten eine diachrone Betrachtung des Geldes und der Gabenpraxis an, geht kritisch mit verschiedenen Geldtheorien und Werteordnungen um und legt Mythenbildungen offen. Dabei wirft er einen kritischen Blick auf verschiedene Phasen der deutschen Wirtschaftsgeschichte: von der ersten Gründerzeit im Kaiserreich, dem Wirtschaftsaufschwung im Nationalsozialismus, der vermeintlichen „Stunde Null“ nach 1945 bis hin zum „Wirtschaftswunder“ in der jungen BRD. Böll bedient sich einer spezifischen literarischen Fortschreibung, der Verbindung von littérature engagée und l’argent engagée, und entwirft bereits zu diesem frühen Zeitpunkt sein Gegenmodell, das das Thema Ökonomie wieder an die Wirtschaftsethik anzubinden sucht und explizit die Frage nach der Aufgabe der Kunst als einer „Poesie der Einmischung“ stellt.
Simela Delianidou studierte Germanistik und Politikwissenschaften an der Universität Trier und promovierte dort 2001 mit einer Arbeit über „Frauen, Bilder und Projektionen von Weiblichkeit und das männliche Ich des Protagonisten in Franz Kafkas Romanfragmenten unter besonderer Berücksichtigung der Schuldfrage im Proceß“. 2003-2005 war sie als Lektorin im Fach Deutsch als Fremdsprache an der Universität Thessaliens in Volos (Griechenland) tätig. Von 2005 bis 2012 war sie Lecturer, seit 2012 ist sie Assistant Professorin für deutschsprachige Literatur- und Kulturwissenschaften an der Abteilung für Deutsche Sprache und Philologie der Aristoteles Universität Thessaloniki (Griechenland) mit Arbeitsschwerpunkten rund um die deutschsprachige Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts.
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