Die Geschichten der Nachrichten
Beschreibung
Christoph Bietz
Die Geschichten der Nachrichten. Eine narratologische Analyse telemedialer Wirklichkeitskonstruktion
ISBN 978-3-86821-434-5, 422 S., kt., € 46,50 (2013)
(WVT-Handbücher und Studien zur Medienkulturwissenschaft, Bd. 8)
Dass Romane Geschichten erzählen, bestreitet niemand. Auch dass das Kino Geschichten erzählt, ist kein Geheimnis. Dass aber Zeitungen und Fernsehnachrichten Geschichten erzählen, widerspricht jeglichen Standards. Denn das Narrative steht im Ruf, Erfundenes zu präsentieren. Und eine Nachricht, darüber herrscht Einigkeit, darf nichts erfinden, sondern muss berichten, was wirklich geschah.
Was aber, wenn Nachrichten gar nicht anders können, als zu erzählen? Wenn sie gar nicht in der Lage sind, die Realität darzubieten, sondern ‚nur‘ Geschichten zum Besten geben? Was ist dann überhaupt wahr an den Katastrophen, Revolutionen und Skandalen, über die die Medien täglich berichten? Konstruieren Nachrichten nur Zerrbilder der Wirklichkeit? Der journalistische Wahrheitsanspruch – eine Chimäre?
Diesen Fragen geht die vorliegende Narratologische Analyse telemedialer Wirklichkeitskonstruktion nach – mit Ergebnissen und Thesen, die die gängige Nachrichtenforschung auf den Kopf stellen. Denn die Arbeit wagt sich auf bis dato unbetretenes wissenschaftliches Terrain: Die Geschichten der Nachrichten erzählen, wie und weshalb Nachrichten Geschichten erzählen müssen und dabei etwas konstruieren, aber nichts erfinden; und sie erzählen darüber hinaus, wie die Geschichte der Nachrichten in der Nachrichtenforschung als eine Geschichte über mangelnde Wahrheitstreue erzählt wird, die selbst aber gar nicht wahr sein kann und daher zu einer Geschichte alternativer Wahrheiten umerzählt werden muss.
Indem die Untersuchung ihren Fokus auf Fernsehnachrichten legt, ebnet sie nicht nur einer längst überfälligen intermedialen und transgenerischen Erzähltheorie den Weg, sondern baut auch zahlreiche medienwissenschaftliche und medienhistorische Brücken. Am Ende findet sogar der journalistische Wahrheitsanspruch wieder einen Platz – und zwar in der konsequentesten und zugleich subversivsten These der Arbeit: Ausgerechnet in ihrer Narrativität manifestiert sich das Reale der Nachrichten. Und damit auch die Antwort auf die Frage, was wirklich geschah.
Buchvorschau / Inhaltsverzeichnis (pdf)
Pressestimme
"Christoph Bietz gelingt es einleuchtend aufzuzeigen, dass TV-Nachrichten tatsächlich nicht anders können, als Geschichten zu erzählen. Wer diese Dissertation gelesen hat, wird auf die Behauptung, Nachrichten erzählten Geschichten, wohl kaum mehr mit verwunderten Blicken reagieren."
Maximilian Stier, Diegesis: Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung 4.2 (2015)