Der Gott der Wanderer

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Beschreibung


Jürgen Raithel

Der Gott der Wanderer. Bruce Chatwins postmoderne Reisebeschreibungen In Patagonia und The Songlines

ISBN 978-3-88476-356-8, ISBN 3-88476-356-3, 242 S., kt., € 26,00 (1999)

(LIR - Literatur, Imagination, Realität, Bd. 20)


Bruce Chatwins Reisebücher In Patagonia und The Songlines zählen zu den modernen Klassikern eines schon oft totgesagten Genres. Authentische Reiseerfahrung scheint im Zeitalter des Massentourismus nicht mehr möglich - und damit auch das Genre der Reisebeschreibung, die solche Erfahrung bearbeitet: "The easier it becomes to travel the harder it is to be a traveler' (J. J. Norwich) und, so könnte man diese Überlegung fortsetzen, a travel writer. Diesem Befund widerspricht jedoch nicht nur die ungebrochene Beliebtheit der Gattung vor allem beim angloamerikanischen Lesepublikum - auch die Literaturwissenschaft entdeckt zunehmend die Reisebeschreibung als lohnenden Forschungsgegenstand. Dies als nur noch nostalgisches Vergnügen bzw. epigonales Weiterführen überkommener Formen erklären zu wollen, geht an der Sache vorbei. Vielmehr tritt die Gattung heute unter erschwerten Bedingungen an, doch diese bedrohen nicht ihre Existenz; sie provozieren vielmehr weitreichende strukturelle Innovationen, die eine neue Entwicklungsstufe des Genres markieren und hier exemplarisch an Chatwins Arbeiten dargestellt werden. Weit entfernt von naiver Abenteuergeschichte oder behäbigem armchair travelling, nutzt die 'neue' Reisebeschreibung autoreflexiv ein Potential, das der Gattung immer schon inhärent war und erweist sich mit ihrer spezifischen Bearbeitung der Spannungen von Ich und Welt, Eigenem und Fremdem, Fiktionalität und Wahrheitsanspruch, vor allem jedoch mit ihrer generischen Fähigkeit, Sinnstrukturen (beinahe) beliebig zu setzen und infrage zu stellen, unversehens als das postmoderne Genre par execellence.