Johannes Klemenz
Englische Gedichte im Unterricht der gymnasialen Oberstufe. Theoretische Grundlagen und Vorschläge für die Praxis
Zentrale Ziele des englischen Literaturunterrichts in der Oberstufe sollten es sein, die Schüler zum Reden zu bringen, sie zu zusammenhängenden Äußerungen zu bewegen, Diskussionen anzuregen. Es herrscht leider immer noch die Vorstellung, dass diese Ziele mit Sachtexten oder Kurzgeschichten eher zu erreichen sind als mit Gedichten. Gedichte gelten oft als zu schwierig, dunkel und schwer verständlich. Dabei ist es gerade deren relative Offenheit und Unbestimmtheit, die zu ertragreichen Unterrichtsgesprächen führen kann – vorausgesetzt, der unterrichtende Lehrer bewahrt sich ein echtes Interesse an den Textkonkretisationen und Sinnbildungsprozessen der Schüler. Ein lebendiges Gespräch ergibt sich vor allem dann, wenn er sich die Neugier auf die Rezeptions- und Reflexionsvorgänge der Schüler erhält, wenn er erfahren möchte, wie sie zu ihren Auffassungen gekommen sind – auch und gerade vor dem Hintergrund seiner eigenen in vorheriger Vorbereitung sorgfältig entwickelten Interpretationsmuster, die mit den Einschätzungen der Schüler auf den ersten Blick vielleicht nicht so ohne weiteres in Einklang zu bringen sind ...